13 Juni, 2015

Ups ...

Samstag, 13. Juni, Tag 9
Gefahrene Kilometer 169
Höhenmeter bergauf 553

.... da wurden es doch mehr km als geplant. Aber meine Faustregel für längere Touren hat sich bestätigt: auf die Planung kann man getrost noch 10% draufschlagen für alternative Strecken, mal verfahren, Umwege wegen schlechter Straßenverhältnisse, kleine Besichtigungstouren in Städten usw. Für den heutigen Tag waren ursprünglich 155 km geplant, 169 sind es geworden. Fast auf den km die 10%-Regel eingehalten!
Gefrühstückt habe ich wegen des Tagespensums etwas früher. Der so positive Eindruck des Hotels in Ostrow Masowiecka wurde durch das reichhaltige Frühstück abgerundet. So viel konnte ich gar nicht essen. Als der Chef des Hauses mitkriegte, dass ich mir noch Brötchen für unterwegs gemacht hatte, brachte er mir noch Plastiktüten  zum Verpacken. In dem Moment wusste ich noch nicht, dass dies die einzige Verpflegung für unterwegs sein sollte. 8 Uhr 15  fuhr ich los. Wen's interessiert die Statistik zum Tag:
gefahrene km 169, Höhenmeter bergauf 553, effektive Fahrzeit ohne Pausen aber mit Schiebeabschnitten 9 Std. 36 Min., Reisezeit incl. Pausen 12 Std 15 Min., max. Geschwindigkeit 40,98 km/h (mehr traue ich mich nicht mit dem vollgepackten Rad), durchschnittliche Steigung 2%, maximale Steigung 9%. Die von mir ausgedachte Strecke sollte überwiegend auf weniger stark befahrene Landstraßen führen. Dabei hatte ich etwas übertrieben. Das Ergebnis waren 10 km echtes Kopfsteinpflaster mit einer heftigen Steigung und eine mehrere km lange unbefestigte Straße, die schnell in einen dünenartigen Sandweg überging, also runter vom Rad und schieben Hier werde ich nie wieder hinkommen dachte ich mir und umso mehr genoss ich die Rundumblicke in die Landschaft. Dumm nur, dass mich die Straßenverhältnisse ausgerechnet auf  der "Königsetappe" wertvolle Zeit kosteten. Aber ist ja nochmal gut gegangen. Unterwegs sah ich viele bunte alte und wieder aufgebaute Holzhäuser, neu gebaute riesige Häuser in Gegenden, wo man wirklich einsam ist. Wer wohnt da? Oft niemand, aber mit Videotechnik abgesicherte Immobilien scheinen auch hier eine Geldanlage zu sein. Und zur Abschreckung wird auf jeden Fall ein großes Schild der Securityfirma  angebracht. Ich bin froh, dass ich von Nachbarn umgeben bin, die alle füreinander da sind.
Als ich merkte, dass es mit der Zeit eng werden könnte, wich ich etwa 50 km vorm Tagesziel doch auf eine der wichtigsten Fernverkehrsstraßen Richtung Litauen aus. Es war nicht so schlimm wie befürchtet. Am späten Samstagnachmittag waren deutlich weniger LKW's unterwegs.
Auf der Straße fiel mir dann auf, dass meine Luftpumpe weg war. Die werde ich wohl irgendwo auf der Kopfsteinpflasterstrecke verloren haben, ohne es zu merken. Seit diesem Augenblick war ich sehr beunruhigt und dachte, was ist jetzt wenn .... Morgen ist Sonntag, da geht hier sowieso nichts und einen Fahrradladen vermute ich hier auch nicht. Muss ich mich in Vilnius sofort drum kümmern. Bis dahin hilft nur weiterhin auf Glück hoffen.
Irgendwann morgen im Laufe des Tages werde ich die 1.000 km-Marke der Tour erreichen. Das wird wohl kurz vor der litauischen Grenze passieren. Dann habe ich Polen komplett von West nach Ost durchquert und das Baltikum erreicht, was mich auch etwas glücklich macht.
Ich habe vorhin mal einen kleinen Kassensturz gemacht. Ich hatte insgesamt 1.400 Zloty aus dem Automaten geholt. Alle Unterkünfte sind bezahlt und für ein Essen reicht das Geld morgen noch. Wenn ich den morgigen Tag schon zu Litauen rechne, verteilen sich die Zloty auf 9 Tage, das wären dann 155 Zloty am Tag für All Inclusiv. Ich rechne mal mit runden Zahlen und Wechselkursen, dann sind das weniger als 40 EUR pro Tag oder 360 EUR insgesamt. Bei einer günstigen Tauchbasis auf Malle  hätte ich dafür 10mal mit geliehener Ausrüstung tauchen tauchen können, bei eigener Anreise, müsste auf der Straße schlafen und hätte nicht ein einziges Essen. Insofern ist Radeln kein teures Hobby. Allerdings sollte man schon etwas in die Ausstattung investieren. Nach 1000 km Tour bei den Straßenverhältnissen hier merke ich schon, was langstreckentauglich ist und was nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
Morgen gehts also nach Litauen. Nochmal deutlich über 100 km bis nach Alytus. Wird aber schnell gehen, weil es nur direkte Verbindungen über die Fernverkehrsstraße bis zur Grenze gibt. Und dann bin ich sehr gespannt!

4 Kommentare:

Eric hat gesagt…

Tolle Leistung!

Manfred hat gesagt…

Halli dietmar

Leider konnte ich dir gestern keinen applaus senden, wir waren unterwegs.

heute dafür um so lauter und doller.

man das ist schon toll zu lesen wie du dich da auf der strecke gen norden abmühst.

Wenn du eine luftpumpe brauchst: bei aldi gabs jetzt welche reduziert auf 2,50 €uro....

ich hoffe das du keine pumpe auf deinen weiteren wegen brauchst. Sie würde zu spät ankommen.

bis zum nächsten blöden kommentar
Weiterhin gute fahrt und alles gute für dich!!!!!

Manfred

Unknown hat gesagt…

Hallo Dietmar,

Echt beeindruckend was du da gerade unternimmst. Anna und ich sind vor einigen Tagen auf deinen Blog gestoßen und seitdem regelmäßig hier, um von deinem Abenteuer zu lesen. Echt cool, dass du uns daran teilhaben lässt und wir gedanklich mitradeln dürfen. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude, die Kraft hast du ohnehin. LG Marcel

DocDidi hat gesagt…

Hallo Marcel, ich freue mich, dass Du mit Anna dabei bist.
Ihr braucht Euch ja mit Euren Touren auch nicht verstecken.
Lange Strecken laufen ist auch eine Erfahrung der körperlichen Möglichkeiten, die in einem stecken.
Macht's gut und liebe Grüße