15 Juni, 2015

Es musste so kommen

Sonntag, 14. Juni, Tag 10
Gefahrene Kilometer 134,2
Höhenmeter bergauf 506

Der heutige Sonntag begann gemütlich mit einem guten Frühstück.  Man konnte sich aus 3 Menüs das passende aussuchen. Auch Suppen waren im Angebot. Ich bestellte mir wieder eine Sauerteigsuppe, wie ich sie schon in Warschau probiert hatte. Diesmal war sie etwas anders zubereitet mit Ei und Scheiben von Wiener Würstchen. Also mir hats geschmeckt.
Nach der Kopfsteinpflasterstrecke gestern musste die eine oder andere Schraube nachgezogen werden und so fuhr ich erst 9 Uhr 15 vom Hotel ab. Es ging zunächst auf der stark befahren Straße bis Augustow. Ab Augustow wechselte ich auf die Straße Richtung Grenzübergang Ogrodnik und damit war ich den LKW-Verkehr komplett los, da hier das Gesamtgewicht auf 7,5 t begrenzt war. Es fuhren also nur PKW's und Busse. Aber besonders die Busse fielen mir wegen der rüpelhaften Fahrweise auf.
Die Strecke führte durch den Augustowska-Park, eine wunderschöne Landschaft mit Wäldern, Sümpfen und Seen.
An einer Bushaltestelle habe ich dann eine kleine Pause eingelegt. Das habe ich hier regelmäßig so gemacht, weil da ein Dach über dem Kopf ist (auch heute war es wieder sehr heiß und die Sonne brannte) und man hat was zum Sitzen. Als ich losfahren wollte, konnte ich das gar nicht glauben, vorne hatten ich einen Platten. Der Eintrag im Blog vom Samstag war noch keine 12 Stunden alt und genau das trat ein: Reifenpanne und ich habe keine Pumpe mehr. Da war guter Rat teuer. Nachbar Kalli anrufen damit der mir ne Pumpe aus dem Sonderangebot von ALDI bringt?
Ich hatte Glück, an einem Zugang zum Wald, vielleicht 200m von mir entfernt, stand ein Ehepaar und studierte eine Karte. Ich winkte und rief Hallo und rannte zu ihnen hin. Verständigung nicht ganz einfach, aber ich hatte vor lauter Aufregung den alten Schlauch mitgenommen. Das war dann eindeutig. Der Mann griff gleich in seine Packtasche, um mir seinen Ersatzschlauch zu geben. Das Schlüsselwort lautete aber Pumpka. Der neue Schlauch war schnell aufgezogen, aufgepumpt und weiter ging die Fahrt.
Wäre mir das gestern passiert, in der Pampa und keine Menschenseele weit und breit, wäre das der Supergau gewesen. Meine Unruhe gestern wegen der verlorenen Pumpe muss eine Vorahnung gewesen sein. Mein erster Kommentar beim Anblick des  platten Vorderrades war: "Das musste ja so kommen".
Kurz vor dem kleinen Grenzort Ogrodniki die nächste Überraschung: Vollsperrung der gesamten Straße wegen einer Baustelle. Eine Umleitung war ausgeschildert, 10 km. Prima. Während der Umleitung hatte ich dann auch den 1.000sten km geschafft.
Der Grenzübertritt war völlig unspektakulär. Früher hatten Grenzen immer was Bedeutsames und Wichtiges. Man musste Ausweise oder Reisepass vorzeigen und gegenüber wurde mit finsterem Gesicht überpruft, ob derjenige auf dem Bild auch vor dem Schalter steht. Jetzt fährt man nicht mal mehr über einen weissen Strich ins andere Land. Schade, ich hätte gern etwas Pomp gehabt. Aber ohne Kontrollen oder Pass vorzeigen zu reisen, ist natürlich wirklich was Tolles. Die alten Zeiten will ich nicht zurück.
Als ich auf dem Parkplatz des ehemaligen Grenzübergangs eine kurze Pause einlegte, kam ein junger Mann aus einem Wohnmobil auf mich zu, schüttelte mir die Hand und begrüßte mich mit " Herzlich willkommen in Litauen." Wir unterhielten uns noch kurz über meine Tour, er wünschte mir gute Fahrt und weiter gings. So hatte der Grenzübergang für mich doch noch etwas Besonderes.
Die Landschaft in Litauen ist nicht anders als auf der polnischen Seite. Es gab auch wieder zahlreiche sich lang hinziehende Steigungen.
Trotzdem gab es eine Besonderheit, die ich schnell bemerkte.
Es fehlten Kirchen. Auf der polnischen Seite sind sie ja überall zu sehen und sind wahre Prachtstücke. Hier scheint die Religion nicht einen so zentralen Platz einzunehmen wie in Polen. Nach 136 km Fahrt war ich dann in Alytus angekommen. Das Hotel ist nicht so der Kracher, kein Essen, kein Frühstück, kein WLAN. Die Veröffentlichung daher morgen aus Vilnius, wo ich nach 100 km Fahrt ankommen will.
Ich bin gespannt.

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Guten Morgen Dietmar,
da hattest du wieder Glück im Unglück, wobei ...
du hast nette Leute getroffen, die dir bei deiner Reifenpanne geholfen haben.
Ich glaube, diese Erlebnisse sind das Sahnehäubchen der Tour.
Wünsch dir weiterhin gute Fahrt.
LG B.

Eric hat gesagt…

Es gibt ja Leute die oft Glück haben!

Detlef hat gesagt…

Ab jetzt gibt es Soljanka...?
Hallo Dietmar,
schön von dir zu lesen.
Wie ich sehe, kommst du gut voran. In Vilnius ist sicher ein Hotel mit super Service dein Ziel, du hast die Chance kulinarisch deinen Akku wieder aufzufüllen und deinen Werkzeugkasten zu vervollständigen.
Wie ist eigentlich die Versorgungsmöglichkeit (auch mit Getränken) unterwegs? Gibt es dort oben in der ländlichen Grenzregion immer noch solche kleinen Lebensmittelgeschäfte (Sklep) wie in Westpolen oder bleiben nur die Tankstellen?
Es ist übrigens noch jemand, (Daniel aus der Schweiz), auf Tour, der nicht weit von dir entfernt fährt und auch Tallinn (später das Nordkap) als Ziel hat. Guckst du hier: www.kopfs-reise.blogspot.ch/
Alles Gute für die nächsten (sicher sehr einsamen) Etappen.
Detlef aus dem Barnimer Land

Sybilla Kalweit hat gesagt…

Hallo Dietmar,
War das die "sichselbsterfüllendeProphezeihung"?
Aber zum Glück warst du ja nicht in der Pampa...
Vielleicht sollte Manfred mal über einen Flugschein nachdenken,-Hubschrauber gechartet,- Ersatzteile abwerfen, -fertig.....
Wir denken an Dich und wünschen Dir alles Gute
Sybilla und Manfred
.... und freuen uns auf die nächste Baumblütentour.....

Eric hat gesagt…

Baumblütentour mit dem Auto hat mir sehr gefallen....

Sybilla Kalweit hat gesagt…

Mensch Eric,
ich meine natürlich die Tour mit dem Fahrrad!!!!