10 Juni, 2015

Ein grauer Tag

Dienstag, 9. Juni, Tag 5
Gefahrene Kilometer 130
Höhenmeter bergauf 281

Das ist der Nachtrag vom Dienstag, 09.06., da war WLAN schon alle
Eigentlich fing es gar nicht so schlecht an. Es war zwar recht frisch und der Himmel sah nicht so schlecht aus. Nach einem guten Frühstück im Hotel sass ich 8 Uhr 45 auf dem Sattel und fuhr Richtung Wislabrücke durch die Fußgängerzone. Wenn hier alle Cafés und Gaststätten bei schönem Wetter geöffnet haben, ist hier bestimmt viel. Heute früh sah das alles aber ziemlich langweilig aus. Aber mitten auf der Fußgängerzone ein deutlich markierter Radweg, der auch gut genutzt wurde. Über die Wislabrücke mit dem Rad rüber war schon ein besonderes Erlebnis. Und dann kamen die ersten kräfteraubenden Anstiege, lange Steigungen mit bis zu 10%. Schon bei etwa 5% komme ich mit 20 kg Gepäck und mit der Nabenschaltung an die Grenze, der Rest geht nur noch über Kraft. Bei 9% war dann Schluss - absteigen und schieben.
Nun fing es auch noch an zu regnen. Regensachen auspacken und umziehen. Wärmer als 12 Grad sollten es erst am späten Nachmittag wieder werden, mehr als 16 Grad für eine kurze Zeit wurden es aber nicht.
Eine Begegnung mit einem Bauern war ganz nett. Als ich eine Kuh fotografieren wollte, die wirklich schon auf der Straße stand und graste, stellte ein in der Nähe arbeitender Bauer seinen Traktor ab und kam zu mir. Der war ganz lustig. Ich sollte doch mit ihm gehen, in seinem Stall stehen noch mehr. An seinem Traktor hing so eine Sprühanlage für Dünger oder Chemie. Gülle war es jedenfalls nicht. Auf seinem Feld hatte er Möhren wie mit einem Lineal ausgerichtet. Einig waren wir uns schnell darüber, dass es viel Arbeit kostet und wenig Geld bringt. Er fragte noch ein paar Mal, ob ich wirklich bis Estland fahre und wünschte mir gute Fahrt. An vielen Erdbeerfeldern bin ich vorbeigefahren und es wurde auch geerntet. Aber wenig Leute. Klar, wenn die Erntehelfer alle nach Deutschland kommen ist keiner mehr hier.
Die Stadt Plock  (gesprochen wie Plotzk) liegt oberhalb der Wisla und hat mir gut gefallen, ich musste allerdings einen steilen Anstieg hoch, ein Stück schieben und dann hörte die Straße auf - Baustelle. Alles war aufgerissen, Bagger, Sand, Rohre, Steine. Ich schob das Rad so gut es ging bis zu nächsten Ecke  und wollte dann weiter sehen. Nächste Baustelle mit Umleitung. Mann war ich sauer.
Der schöne Altmarkt, die Benediktinerabtei und die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale und die schöne Aussicht auf die Wisla entschädigten aber für die Anstrengung. Einen jungen Gärtner bat ich, dass er mal mit seinen Gartenschlauch mein völlig verdrecktes Rad reinigt, was er mit sichtlichem Vergnügen auch tat.
Leider konnte ich die Aussicht von der Wisla-Brücke auf die Stadt nicht geniessen, denn der starke Verkehr und die sich hinter mir aufstauenden Autos nötigten mich zum schnellen Fahren und forderten volle Konzentration auf den Verkehr.
Auf der anderen Seite fuhr ich etwa 5 km direkt auf dem Deich, stellenweise auf einer Spur, die nur 30 cm breit war und auch sandige Abschnitte hatte. Es fuhr sich aber besser als ich dachte. Die Landschaft war herrlich, tote Nebenarme, alte Flussläufe, Tümpel, Wiesen - das volle Programm
Dann folgten auf einer neuen Deichstrasse 30 km flache Rennradstrecke, wo ich auch mal mit den größeren Gängen fahren konnte und viel Zeit gutmachen konnte.
Meine heutige Unterkunft liegt gleich hinter dem Deich und ist ein Bauernhof mit "Agrotourismus". Naja, ist noch ausbaufähig. Aber die Leute bemühen sich überall, finanziell über die Runden zu kommen.
Auf dem Dachboden probten ein paar junge Leute einer Band. Als ich vom Duschen kam hatten sie aufgehört. Schade, wir hätten zusammen was spielen können. 
Veröffentlichen kann ich den Blog erst morgen in Warschau. Bis dahin ist es nur noch ein Katzensprung, aber unterwegs gibt es ne Menge zu sehen.
Frühstück gab es leider nicht. Schlecht geschlafen habe ich auch, auf Bretterboden mit Schaumstoffauflage. Das Projekt Agrotourismus ist wie gesagt ausbaufähig.

1 Kommentar:

Sybilla Kalweit hat gesagt…

... Na also... geht doch....
Vor dem Schlafengehen noch eine tolle "GuteNachtGeschichte"
Danke Dietmar und pass gut auf Dich auf!!!!