18 Juni, 2015

Aber wer weiß ?

Donnerstag 18. Juni, Tag 14
Gefahrene km 137,8
Höhenmeter  bergauf 731
Gesamtkilometer 1.449,6

Gemütlich ließ ich es heute angehen. Frühstück um 8.00  Uhr, in aller Ruhe Sachen gepackt und das Fahrrad startklar gemacht und los ging es um 9.15 Uhr. Die Strecke war klar, immer nur der 102 folgen und ich komme von ganz allein an die litauisch-lettische Grenze. Das Navi blieb aus. Es war manchmal nervig, laufend Meldungen zu erhalten, dass ich wenden oder abbiegen sollte. Da muss ich mir die Einstellungen nochmal genau ansehen. Das Navi will mich nicht auf Fernverkehrsstraßen und Autobahnen fahren lassen. Da wir beim Thema Autobahnen sind, die Autobahn A13 in Lettland, gleich nach dem Grenzübergang solltet ihr mal sehen: einspurig, der reinste Flickenteppich, Schlaglöcher, hohe und bröcklige Seitenkante. Und ich wollte schon ein paar km weiterfahren, um einen kleineren Grenzübergang an einer Landstraße nehmen. Ich kann das gar nicht so beschreiben, aber der Straßenzustand der Straße zwischen Ferch und Caputh vor der Sanierung war der reinste Highway.  
Wie man an den gefahrenen Höhenmetern sehen kann, war die Strecke das Reinste Auf und Ab.
Heute machte mir das aber viel weniger aus. Vielleicht hat mich der Tag Pause in Vilnius wirklich aus dem Rhythmus gebracht. Das habe ich von Profiradsportlern auch schon gehört, dass der Tag nach einem Ruhetag immer recht schwierig ist. Vielleicht durfte ich diese Erfahrung nun auch machen.
Heute lief es jedenfalls richtig rund, fast.
Die ersten 2 Stunden fuhr ich sowas von locker, nicht langsam aber zügig und entspannt. Ich habe viel fotografiert, mir eine kleine Dorfkirche von Innen angesehen, den Störchen beim Füttern der Jungvögel zugeschaut und die schönen Aussichten ins Land genossen, die ich mir durch viele Anstiege auch erarbeitet hatte.
Es war ein grauer Tag, der Himmel komplett bedeckt, kein Regen. Aber die dicke Wolken am Himmel machten diesen auch richtig interessant. Ich schickte ein paar WhatsApp-Nachrichten an die Familie und machte noch Witze zu den Ortsnamen. Einer war "DIETKAUSCINA". Ich üersetzte das mit "Gute Fahrt Dietmar".
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich das falsch übersetzt hatte. Die richtige Übersetzung lautet: "Dietmar, du bist falsch hier".
Durch diesen Ort fuhr ich noch durch. Dann riss plötzlich der Himmel an einer Stelle auf und die Sonne kam für ein paar Minuten hervor. Doch warum kam die rechts von vorn? Manchmal ist ja die Straßenführung auch so, dass sich die Straße so durch die Landschaft über viele Kurven hin und her windet. Aber an dieser Stelle war sie schnurgerade. Anhalten, Navi an, Karte raus. Ich war entsetzt. Ich befand mich etwa 8 km vor der belorussischen Grenze, statt auf der Straße 102 auf der 112. Eigentlich war das schon Belorußland. Müsst ihr mal auf der Karte nachsehen, da ragt ein Zipfel Litauen weit nach Belorußland rein. Nördlich von mir war das maximal 1 km bis zur Grenze. Wie konnte das passieren? Mir blieb nichts weiter übrig, als die gesamte Strecke zurück zu fahren. Die Häuser sahen von der Bauart schon anders aus in der Gegend und die älteren Frauen hatten bunte Kopftücher um, typisch russisch eben.
Nach gut 3 Stunden Fahrt und etwa 45 km war ich wieder fast da angekommen, wo ich am Morgen losgefahren bin, in Ignalina. Ich sah mir das Straßendreieck  102/12 jetzt genauer an. Weit vor diesem Dreieick führte von Ignalina kommend ein prima Radweg an der 102 entlang, der dann in einen Wald einbog. Entweder hatte ich da ein Hinweisschild übersehen oder da war keins. Jedenfalls kam ich statt auf der 102 auf der 112 raus und ich Depp habe das nicht bemerkt. Peinlicher Navigationsfehler.
Es gibt vielleicht eine Fahrrad-Gott. Als der gestern in meinen Blog las, Zitat: " Es sollte eigentlich nicht so eine lange Strecke bis dahin werden. Aber wer weiß." muss der sich schlapp gelacht haben. So nach dem Motte "Zweistellige Tageskilometerleistungen akzeptiere ich nicht", hat er mich auf diesen Umweg geschichkt. Aber es war prima Wetter zum Radeln, wirklich eine schöne Gegend, ich hatte alle Zeit der Welt, Checkin bis 24 Uhr, ich war gut drauf und der geplante Streckenabschnitt kurz genug, so dass ich diese Mehrkilometer gut verkraften konnte.
Bei einem geplanten langen Tagesabschnitt wäre das zum Problem geworden. Ich hatte wieder mal Glück. Danke, Fahrrad-Gott.
Die Fahrt bis zur Grenze war  abwechslungsreich. Wald, Seen und Feuchtgebiete wechselten sich ab. Rauf, runter, rauf, runter, rauf ......
Schnell war die Grenze erreicht. Wäre da nicht dieses EU-Schild gewesen, hätte man die Grenze nicht bemerkt.
Auf den letzten Metern in Litauen sagte ich diesem Land ein ehrlich gemeintes "Auf Wiedersehen". Litauen hat mir sehr gut gefallen und alle Erwartungen übertroffen. Vilnius, die bunten Häuser, die schöne Natur und den herrlich blauen und klaren Himmel werde ich nie vergessen.
Da wird es Lettland schwer haben. Schon der erste Eindruck nach der Grenze war ein anderer. Zur Autobahn habe ich weiter oben schon was geschrieben. Aber ich habe ja erst rund 30 km Lettland erlebt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Morgen geht es nach Jekabpils, auch das ist keine Biersorte sondern eine hoffentlich sehenswertere Stadt als Daugavpils.
Mit Vorhersagen für den morgigen Tag halte ich mich zurück, aber wer weiß?

5 Kommentare:

Manfred hat gesagt…

Wie hat kalle gesagt:? Der post ist im internet verschwunden.
Jetzt schreib ich das nicht nochmal was ich geschrieben habe.

alles gute weiterhin und immer genug luft auf dem gummi....

Manfred

lettyvanandel@gmail.com hat gesagt…

Tjsa.... check, check und doublecheck.....
Gute Fahrt
Lieve groet,
letty

Unknown hat gesagt…

Hallo Dietmar,
wie heißt es:
der Weg ist das Ziel!
Viele Grüße aus Ferch
von Barbara

Leonie hat gesagt…

Gute fahrt Dietmar, ihre blog is toll zu lesen!

Liebe grusse,
Leonie & Willem

Sybilla Kalweit hat gesagt…

...Na, da hätte es mit der Grenze aber etwas anders ausgesehen, vermute ich mal.
Wie gut das du noch "die Kurve gekriegt" hast
Gute Weiterfahrt